Klimawende und Trüffel
- Nina
- 22. Okt. 2022
- 2 Min. Lesezeit
Ich bin Tessinerin. "Was?". Das ist die Antwort die ich oft zu hören bekomme, wenn ich über meine Wurzeln und Herkunft spreche. Jaaaa, ich weiss, man hört's nicht (so gut wie kein Akzent) und man sieht's nicht (blond, gross, grüne Augen). Nur kleine Wort-Blackouts ab und zu und das Temperament... na ja, genau das hab ich, was oft, hier im Norden der Alpen, missverstanden wird!! Aber zurück zur Sache: ich verbringe oft meine Ferien im Tessin. Familie und Freunde leben dort, und ich liebe es immer wieder in mein Herkunftsort einzutauchen. Diese Herbstferien habe ich mich ganz besonders gefreut, da ich zum ersten
Mal die Tessiner Wälder nach Trüffeln absuchen wollte.
Zwei Stunden vom Weltberühmten Trüffelort "par excellence" (Alba im Piemont) liegen diese Flächen, im südlichsten Teil der Schweiz, wo jedes Dörfchen einen kleinen Zoll zum Nachbarland Italien hat.

Warum sollte es da keine Trüffel geben? Nach unserem Erfolg in der Zentralschweiz, hatte ich nur wenig Zweifel.
Die Vegetation und Waldgesellschaften stimmen auch... nur eines habe ich nicht bedacht: die außergewöhnliche Dürre und extreme Hitze dieses Sommers '22.
Nicht die Enttäuschung war das Schlimmste - wir haben immerhin zwei klitzekleine Exemplare des Tuber Uncinatums gefunden - sondern das traurige und erschütternde Bild des Waldes, das von braunen Flecken übersät war. Nicht aber die schöne, herbstliche Laubverfärbung, welche in dieser Jahreszeit die Natur so wunderschön, malerisch wirken lässt. Nein. Eine triste, tödliche Bräune; Blätter die zusammengerollt, eingetrocknet aber immer noch an den Ästen hängend ein eindeutiges Zeichen des Leidens, des Schmerzes sind.
Ein hochsensibles Ökosystem welches,
dieses Jahr, so aus dem Gleichgewicht gebracht worden ist, dass die ober- wie auch die unterirdischen Konsequenzen immens sind...
Ja, selbst Alba und das ganze Piemont, die Maremma Toscana und der ganze Appennino, all die beliebtesten Trüffelregionen werden es dieses Jahr schwer
haben: kleine Mengen, schlechte Qualität. Wird die Klimawende die Trüffelregionen versetzen? Wird der weisse Trüffel in den Norden kommen?
Ganz viele offene Fragen die mich auf unsere Rückreise begleiten... etwas Schwermut - zum Glück leidet Rubi nicht darunter, sie lebt mit Resilienz und startet jeden Tag voller Freude und Motivation.
Wir können es kaum erwarten wieder auf Jagd zu gehen; die wunderschönen bunten Wälder der Zentralschweiz zu durchqueren, hier und da einen schönen schwarzen Diamanten auszugraben und in der Stille unseres Herzens ganz fest hoffen, dass die Natur sich erholen wird...
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